Von Alexander Peitz
Kontinuierlich stieg die Zahl der Todesfälle in einem Pflegeheim im Bodenseekreis in den vergangenen Wochen an. Nachdem zu Silvester 40 Bewohner des Seniorenwohnparks in Uhldingen-Mühlhofen mit dem neuartigen mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft worden waren, zeigten sich kurz darauf bei einigen erste Symptome einer Infektion mit dem Sars-Cov-2-Erreger. Daraufhin seien umgehend PCR-Tests durchgeführt worden, wie die Pressesprecherin Tanja Kurz des Heimträgers Korian mitteilte.
Mittlerweile sind demzufolge 13 Bewohner des Seniorenwohnparks „im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben“. Immer wieder wurde daraufhin von Seiten der Behörden und der Heimleitung betont, dass es sich um hochbetagte Menschen handle, die allesamt an schweren Vorerkrankungen litten. „Sie hatten kardiologische, multiple organische und/oder Krebserkrankungen“, erklärt Pressesprecherin Kurz gegenüber reitschuster.de. Eine Kontraindikation sei von ärztlicher Seite vor der Impfung ausgeschlossen worden.
Bewohner waren vor Impfung relativ fit
Eine anonyme Quelle, die aus Angst vor Konsequenzen namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet gegenüber reitschuster.de allerdings, dass die Bewohner des Seniorenwohnparks in Uhldingen-Mühlhofen zwar alle auf irgendeine Art und Weise eingeschränkt gewesen, aber ansonsten noch relativ fit gewesen seien. „Die meisten von ihnen haben gelacht, gesungen und normal am Leben im Heim teilgehabt“, versichert sie. Der Gesundheitszustand einiger habe sich dann kurz nach der Impfung jedoch rapide verschlechtert. So habe eine Dame kurz vor ihrem Tod einen Krampfanfall gehabt.
Ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen der Impfung und den Todesfällen wird von den Behörden und der Heimleitung kategorisch ausgeschlossen. Die gestorbenen Bewohner hätten sich wohl kurz vor oder nach der Impfung mit dem Coronavirus infiziert, heißt es. So verweist der Pressesprecher des Landratsamtes Bodenseekreis, Robert Schwarz, gegenüber dem Südkurier darauf, dass die erste Impfdosis nur einen 50-prozentigen Schutz vor einer Infektion mit dem neuartigen Virus biete, wogegen erst die Verabreichung der zweiten Impfdosis einen 95-prozentigen Schutz biete. Diese wurde nach den Todesfällen im Seniorenwohnpark schließlich um eine Woche verschoben. Auf die Terminvergabe habe man keinen Einfluss, berichtet die Pressesprecherin der Korian-Gruppe, Tanja Kurz.
Kurze Bedenkzeit vor Zustimmung zur Impfung
Ob die Bewohner, von denen einige unter Demenz leiden, und deren Angehörige, die zugleich häufig als gesetzlicher Vertreter dienen, jedoch ausreichend und umfassend aufgeklärt wurden, ist ebenfalls eine Frage, die offen bleibt. Eine Betreuerin einer Bewohnerin eines anderen Heims von Korian berichtet gegenüber reitschuster.de, dass ihre Zweifel an der Impfung beiseite gewischt wurden und angedroht wurde, dass man ihre Mutter eventuell isolieren müsse, sollte sie der Impfung nicht zustimmen. „Als ich gesagt habe, dass ich der Impfung nicht zustimmen möchte, wurde mir sofort gesagt, dass ich dann aber eine der einzigen sei und so Druck ausgeübt“, berichtet sie.
Ein aufklärendes Gespräch mit einem Arzt des mobilen Impfteams, die die Impfung durchführen, habe es gegeben, jedoch sei auch die Frist zur Zustimmung oder Ablehnung zur Impfung sehr kurz gesetzt worden – vier Tage hatte sie Bedenkzeit. Das entsprechende Blatt liegt reitschuster.de vor. Vor dem Arztgespräch sollte zur Aufklärung zunächst alleinig das Aufklärungsblatt der Bundesregierung dienen. Um sich ein eigenes Bild davon zu machen, finden Sie die Aufklärungsblätter der Bundesregierung unten im Artikel.
Pressesprecherin Tanja Kurz bestätigt, dass die Bewohner, ihre Angehörigen oder die Betreuer in Form eines Aufklärungsbogens und mittels Aufklärungsgesprächen mit dem Arzt des mobilen Impfteams über die Impfung informiert worden seien. „Die schriftlichen Zustimmungen zur Impfung lagen in der Einrichtung vor.“
PS: Die Übergabe eines offenen Briefes betroffener Bürger an Bürgermeister Dominik Männle, Uhldingen, 26.1.2021
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
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Alexander Peitz (ehemals Millauer) begann seine journalistische Karriere als freier Mitarbeiter für ein Lokalblatt der Augsburger Allgemeinen. Dort begann er schließlich auch ein redaktionelles Volontariat. Heute lebt und arbeitet er als freier Journalist in Berlin.
Bild: Melinda Nagy/Shutterstock
Text: ap
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